06.10.2016

T 21

T21

Das Thema, das uns diesmal begleitet, ist die Suche. Jeder Spaziergang ist eine Suche mit ungewissem Ausgang, und unterwegs begegnen uns immer wieder neue Optionen. Ein neu erwachter Quartiergeist verspricht Gemein-
schaft. Ein heisser Kaffee verheißt Glücksgefühl. Und selbst Antworten auf die ganz grundsätzlichen Fragen werden dem geboten, der genau hinschaut. 

 

Gropiusstadt 1

Gropiusstadt 8

Gropiusstadt 15

Direkt vor der S-Bahn finden wir etwas, das innerhalb des Rings schon Seltenheitswert hat: ein Flohmarkt, nicht dominiert von Profis, sondern von nachbarschaftlichem Krempel.

Gropiusstadt 3

Gropiusstadt 4

Gropiusstadt 2

Gropiusstadt 5

Gropiusstadt 6

Gropius stadt 05

Gropiusstadt 7

Gropiusstadt 11

Das Konzept für die Gropiusstadt sah ursprünglich ganz anders aus: Walter Gropius plante kreisrunde, flache Bauten mit höchstens 5 Stockwerken, dazwischen weite Grünflächen, Einfamilienhäuser und Geschäftszentren. Dann schränkte der Bau der Mauer das verfügbare Gelände massiv ein und der Senat wollte plötzlich 19.000 Wohnungen statt 14.500, und so blieb keine andere Möglichkeit, als in die Höhe zu bauen. Gropius wehrte sich mit einem Brief an den Senat:„Einheit in der Vielfalt ist das erstrebenswerte Ziel, nicht langweilige Monotonie." Doch er blieb mit dem Projekt verbunden. Er starb 1969, noch während der Bauarbeiten. Drei Jahre später wurde das Quartier offiziell nach ihm benannt.

Auch wenn es im Rückblick ironisch klingt, dass Gropius sich dieser zweifelhaften Ehre nicht mehr erwehren
konnte — in den 70er Jahren herrschte noch eine von der Realität unerprobte Utopie des sozialen Wohnungsbaus. Die Stadtplaner sahen die Zukunft im Plattenbau. Altbauten waren unbeliebt, die modernen Wohnungen verhiessen höhere Lebensqualität. Das sich dieses Versprechen nicht einlösen liess, konnte man wenige Jahre später bei Christiane F. nachlesen:

"Gropiusstadt, das sind Hochhäuser für 45.000 Menschen, dazwischen Rasen und Einkaufszentren. Von weitem sah alles neu und sehr gepflegt aus. Doch wenn man zwischen den Hochhäusern war, stank es überall nach Pisse und Kacke. Das kam von den vielen Hunden und den vielen Kindern, die in Gropiusstadt leben. Am meisten stank es im Treppenhaus. (…)

Man lernte einfach automatisch zu tun, was verboten war. Verboten zum Beispiel war, irgend etwas zu spielen, was Spaß machte. Es war überhaupt eigentlich alles verboten. An jeder Ecke steht ein Schild in der Gropiusstadt. Die sogenannten Parkanlagen zwischen den Hochhäusern, das sind Schilderparks."

 

Gropiusstadt 10

Der einzige Freiraum für Christiane und ihre Freunde war das Niemandsland entlang des Mauerstreifens. Das dahinter liegende Brandenburger Land, für uns nur ein paar Schritte über den Mauerweg entfernt, blieb für sie unerreichbar.

"Der schönste [Spielplatz] war an der Mauer, die ja nicht weit von Gropiusstadt ist. Da gab es einen Streifen, den nannten wir Wäldchen oder Niemandsland. Der war kaum 20 Meter breit und wenigstens anderthalb Kilometer lang. Bäume, Büsche, Gras so hoch wie wir, alte Bretter, Wasserlöcher."

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Und hier noch das letztendliche Resultat unserer heutigen Suche.

 

 

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