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"Manhattan ist 21,6 Kilometer lang und zwischen 1,3 und 3,7 Kilometer breit. Gemäß dem United States Census Bureau hat Manhattan eine Fläche von 87,5 km², davon sind 59,5 km² Landfläche."
Das spielt für den Zufall natürlich keine Rolle. Wir landen trotzdem in genau dem gleichen Viertel wie bei unserem letzen Spaziergang hier, nur wenige Strassen von unserem damaligen Ausgangspunkt entfernt. Das macht aber nichts, denn Harlem ist ein schöner Stadtteil, und wie wir schon in Rummelsburg oder der Gropiusstadt gelernt haben, es gibt ja überall etwas zu entdecken.
Dieses neoromanisch-romantische Stadtschloss wurde von James Bailey erbaut, Mitbegründer von Barnum & Baileys weltberühmtem Zirkus, der "Greatest Show on Earth". Später in Besitz eines deutschen Röntgenarztes, dann ein Beerdigungsinstitut. Während der Finanzkrise 2008 zum Verkauf angeboten, einige Jahre leerstehend, und erst seit kurzem wieder in Privatbesitz.
Viele Strassenecken kommen uns seltsam vertraut vor, wie die verlassenen Kulissen von Filmen, die wir längst vergessen haben. Was manchmal auch kein Zufall ist, denn sie waren das tatsächlich. Das Haus hier zum Beispiel war der Drehort einer unserer Lieblingsfilme.
Hier sind Gene Hackman und Anjelica Houston die Stufen hinuntergeeilt, und Gwyneth Paltrow rauchte Zigaretten auf dem Dach… in Wes Andersons "The Royal Tenenbaums".
"Von Herzen gebacken" — das müssen wir probieren. Mit kalten Fingern essen wir Mini - Pumpkin Pie aus der Papiertüte. Lecker.
Über das Hamilton - Theater haben wir schon im Vorfeld gelesen. Ein Varietétheater, zu Beginn der Stummfilm - Ära gebaut, die Fassade geprägt von freizügigen Giebelträgerinnen. Überraschender Weise war eins der Rolltore hoch gefahren, und ein zögerlicher Druck gegen die dahinter liegende Glastür gewährte uns tatsächlich Einlass...
Im Inneren trafen wir auf einen Makler mit seinen potentiellen Interessenten, denen es relativ egal war, dass wir uns auch umsahen. So konnten wir zumindest das Lobbygebäude besichtigen — der getrennt gelegene, offenbar grossartige Theatersaal blieb uns leider unzugänglich.
Auch das Hamilton - Theater hat eine wechselhafte Geschichte: zunächst verdrängte der Kinofilm das Varieté; als sich auch das nicht mehr lohnte, wurde es an eine Kirchengemeinschaft verkauft. Dann wurde es zu einer Sportarena, einem Boxring, einer Disco, und schliesslich zum Warenlager eines Getränkehandels.
Und wieder die Frage, wie man mit solchen historischen Orten umgehen sollte. Ein Gebäude, das davon erzählen kann, wie frühere Generationen gelebt und sich unterhalten haben, das eine Geschichte über die Metamorphosen der Stadt erzählen kann — es zu erhalten ist geboten, aber für eine praktische Nutzung fehlen Finanzen und Phantasie. Und auch hier ist die potentielle Idee nicht originell: umwandeln in Gewerbe oder Luxusapartments.
Ein Zitat aus dem oben genannten Artikel: "It might become a big box store or a... well, it is hard to imagine what might pay the taxes, let alone the rent... As with many ruins, the Hamilton will probably never look better than it does now."
Wir begeben uns an den nächsten potentiellen Drehort, diesmal vielleicht für einen Wong Kar-Wai Film.
Mit dem Ende unseres Spaziergangs schliesst sich ein Kreis: diese kleine Bühne, im letzten Sommer dicht bevölkert, ist heute verlassen.
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