28.02.2015

C 11

C11

Je mehr Spaziergänge wir machen, desto öfter ergeben sich Querverbindungen - bestimmte Namen tauchen immer wieder auf, Siedlungsstrukturen, die uns bekannt vorkommen, Architekturstile, die wir schon des öfteren gesehen haben… man fängt an, die Stadt anders wahrzunehmen, und hin und wieder stellt sich das Gefühl ein, dass es eine tiefere Ordnung gibt, die unter dem Chaos und den Zufälligkeiten des alltäglichen Stadtlebens liegt.Das Los schickt uns mal wieder in den Nordwesten. Wir steigen an einer U-Bahnstation aus, die schon im Namen und der eleganten Schrifttype auf ihre Wurzeln als klassischer Industriestandort verweist. 

Alt Tegel 01

Alt tegel 02

Alt Tegel 04

Die Borsigwerke sind, wie wir bald herausfinden, eine ehemalige Dampfmaschinen- und Lokomotivenfabrik, mit einem auffälligen Bürogebäude im Zentrum - dem Borsigturm. Wegen Platzmangels auf dem Firmengelände wurde eben einfach in die Höhe gebaut, und so entstand hier 1922 das erste Hochhaus Berlins. Verantwortlich war ein Architekt namens Eugen Schmohl, dessen Arbeit wir auch hier schon einmal begegnet sind.

Alt tegel 03

Alt Tegel 06

Der "Gare Française Berlin-Tegel", der ehemalige Bahnhof der französischen Streitkräfte. Die Bahnhofshalle wurde 1947 erbaut, um die französischen Soldaten ohne Umsteigen zwischen den Kasernen in Berlin und Strassburg transportieren zu können. Heute gehört er dem nebenan liegenden Seniorenheim.

Alt tegel 07B

Alt tegel 07

Alt tegel 08

Alt Tegel 09

Alt Tegel 10

Plädoyer für den Erhalt des umgekehrten Deppenapostroph’s.

Alt Tegel 11

Wieder eine Siedlung aus der Zeit der utopistischen Sozialreformer und Stadtplaner, auf der Suche nach neuen Formen des Zusammenlebens und gesellschaftlicher Neuordnung; schon die Namen zeugen vom Optimismus ihrer Gründer: "Obstbausiedlung Eden", "Gartenstadt Ideal", "Siedlung Heimland", oder eben die "Freie Scholle". Auch hier war Bruno Taut mit einigen Gebäuden beteiligt. Gründer war Gustav Lilienthal - Bruder des geflügelten nackten Mannes. Damals lag die Siedlung noch weit ausserhalb der Stadt auf dem freien Land, ideal für "pflastermüde Städter". Noch heute bezeichnen die Bewohner sich selbst als "Schollaner".

Alt Tegel 12

Alt tegel 17 2

Alt tegel 13

Alt tegel 20 2

Alt Tegel 14

Leider nur Möchtegern - Pfifferlinge.

Alt Tegel 15

Das Schloss Tegel, früher im Besitz der Familie Humboldt, mit einer von Schinkel gestalteten Fassade, macht es uns nicht leicht. Wir wissen nicht so recht, wo wir hin dürfen, einerseits ist der Park frei zugänglich, andererseits befindet sich das  ganze Gelände in Privatbesitz. Irgendwo hier soll laut Google Maps ausserdem die älteste Eiche Berlins stehen. Wir machen uns also auf die Suche - für Superlative sind wir ja immer zu haben.

Alt Tegel 16

Alt tegel 17

Das muss sie wohl sein - schliesslich sind auch andere Besucher der Meinung, dass dieses Gewächs ein Foto wert ist. Jetzt müssen wir nur noch den Weg aus dem Park heraus finden.

Alt Tegel 19

Das erweist sich als gar nicht so einfach. Nach mehreren Elektrozäunen mit zum Glück friedlichen Weidebewohnern müssen wir noch einen gusseisernen Gitterzaun überklettern…

Alt Tegel 20

…und landen schliesslich direkt an der eigentlichenältesten Eiche, der "dicken Marie", wie sie im Volksmund heisst.

 

Dicke Marie. Nun ja. Nach der "schwangeren Auster", dem "Telespargel" und dem "Bierpinsel" kann man dem Volksmund auch mal einen uninspirierten Tag zugestehen.

Alt Tegel 21

Alt Tegel 22

Das letzte Wegstück liegt am Tegeler See, der bei einbrechender Dämmerung und trotz aufkommender Kälte einen fast Ferienort-artigen Charakter hat.

Alt Tegel 23

Alt Tegel 32

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen